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AutorenbildFelix Halberstadt

Basiswissen: Exchange Traded Fund (ETF)

Inhalt



Was ist ein ETF?

Ein ETF ist ein börsengehandelter Indexfonds, welcher die Wertentwicklung eines Index, wie bspw. des Dax, abbildet. Falls dir der Begriff „Fond“ noch nicht geläufig ist, kein Problem. Ein Investmentfonds beinhaltet das Geld mehrerer Anleger und wird von einem entsprechenden Fondsmanager verwaltet. Dieser erhält den Auftrag, das vorhandene Kapital nach einer ausgewählten Anlagestrategie möglichst ertragsreich und breit zu investieren. Da ein ETF rein die Wertentwicklung eines Index spiegelt, wird kein aktives Fondsmanagement benötigt, was wiederum dafür sorgt, dass bei einem ETF geringere Kosten anfallen.

Anbei ein paar ETF- Beispiele:

  • Indizes (z.B. Dax, S&P 500, Nasdaq)

  • Branchen (z.B. Finanzen, IT, Pharma)

  • Rohstoffe (z.B. Gold, Holz, Silber, Öl auch ETC genannt)

  • Länder/Regionen (z.B. USA, Europa, Emerging Markets)




Replikationsmethoden

Um einen Index nachzubilden, gibt es folgende drei Möglichkeiten:


1. Physische Replikation

  • Vollständige 1:1 Nachbildung des Index (Investition in alle Wertpapiere, die im Index enthalten sind)

  • Sie sind häufig teurer als die anderen beiden Varianten, da die 1:1 Nachbildung mehr Transaktionen erfordert, die wiederum Gebühren kosten

  • Es gibt Rebalancing Intervalle. Diese beschreiben, in welchem Turnus des ETFs die Gewichtung des Indexes angeglichen wird (meist halbjährlich)

  • Zusätzlich gibt es einen Tracking Error, welcher ein Maß für die Abweichung der Wertentwicklung eines Investmentfonds von seiner jeweiligen Benchmark ist)

  • Bei dieser Variante gibt es sowohl ausschüttende als auch thesaurierende ETFs


2. Physische Replikation (Sampling)

  • Bei der Sampling Methode handelt es sich um eine „Teil-Nachbildung“

  • Dabei werden einzelne Titel aus dem Index nach bestimmten Kriterien ausgewählt. Oft werden nur die größten und liquidesten Titel gekauft, die den meisten Einfluss auf die Indexperformance ausüben. Eine Einsicht auf die genauen Kriterien ist nicht gegeben oder vorgeschrieben.

  • Sie sind häufig günstiger als die reine physische Replikation, da weniger Transaktionen notwendig sind

  • Tracking Error ist wie bei der rein physischen Variante auch hier sehr wahrscheinlich

  • Auch hier gibt es sowohl ausschüttende als auch thesaurierende ETFs


3. Synthetische Replikation

  • Bei dieser Variante erfolgt keine Nachbildung des Index

  • Es findet ein Tauschgeschäft zwischen ETF-Anbieter und „SWAP-Partner“ statt.

  • Ein Kreditinstitut sichert dem ETF-Anbieter die ETF-Performance zu.

  • Der ETF-Anbieter wiederum hält ein Sicherheitsportfolio (freie Auswahl an größere Unternehmen und Staatsanleihen). Die Rendite des Sicherheitsportfolio wird als Tausch an das Kreditinstitut überwiesen!

  • Diese Vorgehensweise ermöglicht die Abbildung schwer zugänglicher Märkte, welche illiquide sind oder wo Restriktionen gelten. Ein Beispiel wäre das Land „Vietnam“. Dieser Länder-ETF ist in den europäischen Ländern fast ausschließlich in der synthetischen Variante zu finden.

  • In dieser Variante gibt es so gut wie keinen Tracking Error

  • Allerdings besteht hier ein Kontrahentenrisiko (Konkurs des Kreditinstituts)

  • Meist sind diese ETFs thesaurierend




Besondere Formen eines ETFs

Neben der klassischen Möglichkeit, vom Aufwärtstrend eines Index zu profitieren, gibt es auch die entgegengesetzte Variante, sogenannte Short ETFs. Diese bewegen sich genau gegensätzlich zum Index. Beispiel: Wenn der DowJones 2% fällt, dann steigt im selben Moment der Short ETF um 2%. Steigt der DowJones allerdings entgegen deiner Erwartung, so fällt der ETF um 2%.

Eine weitere Sonderform sind die Leverage ETF (gehebelte ETF). Mit diesen kannst du überproportional an Gewinnen aber auch Verlusten teilhaben. Beispiel: Wenn der DowJones um 2% steigt, steigt der gehebelte DowJones ETF (long) um 4%. Um bei der Longvariante zu bleiben. Fällt der DowJones um 2%, so ist der gehebelte ETF um 4% gefallen.




Wie setzt sich die Bezeichnung eines ETFs zusammen?



1. Die ETF-Plattform

Am Anfang der Bezeichnung befindet sich immer der Name der ETF-Plattform. Anbei eine kleine Übersicht der 5 größten ETF-Anbieter inkl. deren Plattform.


  • BlackRock = iShares

  • Vanguard = Vanguard

  • State Street = SPDR

  • Deutsche Bank = xtrackers

  • Invesco = Invesco



2. Index Anbieter

Nach der ETF-Plattform findet man den jeweiligen Index Anbieter. Sortiert nach dem aktuellen Marktanteil lauten die 5 größten Index Anbieter: MSCI, S&P, Barclay Capital, Russell und FTSE. Inhaltlich sind die Unterschiede allerdings marginal.


Eine kurze Anmerkung. Wenn Du gleichzeitig in einen World- und Emerging Markets ETF investieren willst, dann nutz bitte beide ETFs von einem Indexanbieter! Wenn man bspw. den MSCI World ETF und den FTSE Emerging Markets ETF bespart, dann hat man zwar immer noch viele Mid- und Large Caps der Industrie- und Schwellenländer abgedeckt, allerdings ist in diesem Beispiel Südkorea außen vor! Grund hierfür ist folgender: Südkorea wird zwar von FTSE als Industrienation eingestuft, bei MSCI gilt Südkorea allerdings weiter als Schwellenland. Südkorea hat circa einen Fondsanteil von ca. 12%.

Dies nur als Randnotiz, falls Du dich intensiver mit deinem Portfolio beschäftigen magst.



3. Der Indexname

Dieser Punkt ist denke ich mal selbsterklärend. Im grünen Bereich steht der Name des abgebildeten Index.

Die Top Performer im Jahr 2020 waren zum Beispiel MVIS Global Video Gaming and eSports, Global Clean Energy und Emerging Cloud.



4. Sicherheitsstandard

Bei den UCITS (Untertakings for Collective Investments in Transferable Securities) handelt es sich um die internationale Bezeichnung für OGAW (Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapiere). Zusammenfassend geht es einfach um den Schutz der Anleger vor untauglichen Finanzinstrumenten.

Folgende Punkte sind in den Richtlinien vorhanden:

  • Mindestdiversifikation

  • Emittentenrisiko

  • Liquiditätsgarantie und keine Laufzeitbegrenzung

  • Besondere Einschränkungen und Sicherheitsanforderungen beim Einsatz von Finanzderivaten




5. Die Ausschüttung

Mit den Abkürzungen DIS/DIST oder auch ACC wird die Art der Ausschüttung definiert.


ACC = accumulating = thesaurierend

DIS/DIST = distribution = Ausschüttung


Es gibt folglich ausschüttende wie auch thesaurierende Fonds. Bei thesaurierenden Fonds werden die Dividenden- und Zinserträge automatisch reinvestiert.



6. Die Wertpapiernummer

Um einen ETF bei deinem Broker zu finden, benötigst Du die entsprechende Wertpapierkennnummer. Es gibt die

  • WKN = Wertpapierkennnummer und die

  • ISIN = Internationale Wertpapierkennnummer (eng. International Securities Identification Number)


Die WKN dient der eindeutigen Identifizierung eines Wertpapiers. Sie ist eine sechsstellige Zahl und wird ausschließlich für in Deutschland handelbare Wertpapiere verwendet. Die sogenannte ISIN hat die WKN mittlerweile weitgehend ersetzt und ist eine Art internationaler Standard.




Wichtige Kriterien bei der ETF-Auswahl

Aus meiner Sicht sollte jeder Investor auf 4 Dinge achten.


1. Die Gesamtkostenquote (TER)

Die TER (Total Expense Ratio) ist ein Prozentsatz, der die jährlichen laufenden Kosten eines ETFs angibt. Diese Kosten fallen zusätzlich zu den möglichen Kosten durch eine Order- bzw. Sparplanausführung an. In den TER-Kosten enthalten sind unter anderem die Verwaltungs-, Lizenz- und Vertriebsgebühren.


2. Replikationsmethode

Die Replikationsmethoden wurden ziemlich am Anfang des Beitrags erklärt. Hier solltest Du vor allem das Emittentenrisiko bei den SWAP-ETFs im Hinterkopf behalten, solltest Du schwer zugängliche Märkte über synthetische ETFs im Portfolio abbilden wollen. Synthetische ETFs sind im Bezug auf die TER-Kosten grundsätzlich günstiger, bedeutet aber nicht, dass sie automatisch besser performen. Ein Tracking Error kann auch ein Vorteil sein.


3. Thesaurierend oder ausschüttend?

Diese Entscheidung ist abhängig von deiner gewählten Strategie. Grundsätzlich sind die meisten ETFs in beiden Varianten verfügbar. Eine Ausnahme bilden oftmals die sogenannten REIT-ETFs, die überwiegend in der ausschüttenden Variante vertreten sind.


4. Steuereinfach vs. Steuerhässlich

Zu guter Letzt spielt die Brokerauswahl eine wichtige Rolle. Je nach Broker und vorhandener Niederlassung gibt es steuereinfache und steuerhässliche Broker. Steuereinfache Broker bedeuten für dich einen niedrigen Verwaltungsaufwand und deine Steuerbeträge werden automatisch abgeführt. Steuerhässliche Broker dagegen bedeuten einen höheren Verwaltungsaufwand und die Gefahr einer Doppelbesteuerung. Hier muss man sich als Kunde selbst um alles kümmern.




Vor- und Nachteile


Vorteile:

  • Aufgrund der hohen Diversifikation (=Risikostreuung) ist das Anlagerisiko minimiert

  • Kein Emittentenrisiko bei physischen ETF

  • Häufig günstiger als herkömmliche Investmentfonds, da ETFs passiv gemanaged sind und somit kein aktives Fondsmanagement gezahlt werden muss


Nachteile:

  • Kontrahentenrisiko von Swap ETFs - rutscht die Bank in die Insolvenz, bleibt der ETF auf bestehende Forderungen aus dem SWAP-Vertrag sitzen und das Geld der Anleger ist weg. Der Swap ist nicht Teil des Sondervermögens!

  • Liquiditätsengpässe: In den letzten Jahren hat sich der Markt stark verselbstständigt. Dies geschah, da die Fonds oft liquider sind als die darin enthaltenen Wertpapiere. Das betrifft meist Unternehmen im Emerging Markets.



 


Learnings

  • ETFs sind passiv gemanagte Fonds, welche die Wertentwicklung eines Index abbilden

  • es gibt zwei physische und eine synthetische Variante (Replikation)

  • neben den klassischen Long-ETFs gibt es auch Short- und gehebelte ETFs

  • ACC = accumulating = thesaurierend

  • DIS/DIST = distribution = ausschüttend

  • Die TER-Kosten (Total Expense Ratio) sind ein Prozentsatz, der die jährlichen laufenden Kosten eines ETFs angibt

  • es gibt steuereinfache und steuerhässliche Broker



 

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